Der bekannteste Geist bzw. die berühmteste Erscheinung des Hauses Habsburg ist sicherlich "die weiße Frau". Immer wieder wurde sie rund um die Schlösser der Habsburger gesichtet. Trug sie weiße Handschuhe, war das ein Zeichen dafür, dass in nächster Zeit ein Kind geboren wird. Trug sie jedoch schwarze, bedeutete dies den baldigen Tod eines Mitglieds des Kaiserhaus. So soll sich auch kurz vor der Tragödie in Mayerling 1889 zusehen gewesen sein.
Jede Dynastie hat so ihre Kämpfe mit Flüchen auszutragen. Vor allem, wenn diese endet. Auch das Habsburg war vor allerlei bösen Vorahnungen nicht gefeit. Eine der bekanntesten Flüche stammt aus dem 19. Jahrhundert und wurde rund ums Revolutionsjahr 1848 ausgesprochen. Damals wurde Franz Joseph im zarten Alter von 18 Jahren auf den Kaiserthron und viele setzten Hoffnungen in ihn, dass er im Gegensatz zu seinem Vorgänger einen liberalen Kurs einschlagen würde. Seine Mutter Erzherzogin Sophie und die von Kaiser Ferdinand übernommenen Berater dachten aber gar nicht daran neue Wege zu gehen, sondern gingen mit brutaler Gewalt gegen die 'AufrührerInnen' vor. Im Zuge dessen wurden nicht nur RevolutionärInnen verhaftet, sondern auch Politiker, darunter der erste Ministerpräsident Ungarns, Lajos Batthyány.1
Obwohl Lajos sich vom Gefängnis aus um Frieden bemühte, wurde er zum Tode verurteilt. Seine Frau, Julia Batthyány, versuchte vergeblich ein Gnadengesuch beim Kaiser zu erwirken, woraufhin sie angeblich folgenden Fluch aussprach: „Himmel und Hölle solle sein Glück vernichten, sein Geschlecht soll vom Erdboden verschwinden, und er selbst soll heimgesucht werden in den Personen derer, die er liebt! Sein Leben sei der Zerstörung geweiht und seine Kinder sollen elend zugrunde gehen!“
Ob man nun an Flüche glaubt oder nicht, ist für diese Geschichte nicht unbedingt wichtig. Tatsache ist aber, dass es danach viele tragische Todesfälle im Kaiserhaus gegeben hatte. Zunächst verstarb das erste Kind (Sophie) des Kaiserpaares mit nur 2 Jahren. Franz Josephs Bruder, Maximilian, wurde in Mexiko verhaftet und standesrechtlich erschossen. Sein Sohn und eigentliche Nachfolger, Kronprinz Rudolf, tötete in Mayerling im Jahr 1889 die Baronesse Mary Vetsera und dann sich selber. Seine Frau, Kaiserin Elisabeth, wurde im September 1898 von dem Anarchisten Luigi Lucheni ermordet und Erzherzog Franz Ferdinand wurde gemeinsam mit seiner Frau Sophie im Jahr 1914 in Sarajevo erschossen. Tatsächlich blieb dem längstdienenden Kaiser Österreichs 'nichts erspart'.2
Doch schon vor der Hochzeit mit Kaiser Franz Joseph lag ein angeblicher Fluch auf Kaiserin Elisabeth und ihren Geschwistern. Ausgesprochen wurde dieser angeblich von deren eigenen Mutter Herzogin Ludovika. Die verliebte sich 1824 anlässlich der Hochzeit ihrer Schwester Sophie in Dom Miguel, einem portugiesischen Prinzen aus dem Hause Bragança. Ludovikas Vater war aber gegen diese Verbindung und so kam es, dass Ludovika den Herzog Maximilian heiraten musste, der darüber mindestens genauso unglücklich war. Als Miguel im Jahr 1828 König von Portugal wurde, schickte er einen Brief an Ludovikas Mutter und bat wieder um die Hand der Tochter. Doch der Brief kam zu spät an, denn sie hatte bereits 5 Tage vorher geheiratet. Ludovika konnte ihren Widerwillen schon bei der Hochzeit selbst nicht verbergen und soll beim Werfen des Brautstraußes folgenden Fluch ausgesprochen haben: "Dieser Ehe und allem daraus hervorgeht, soll der Segen Gottes fehlen bis ans Ende."3
Ob diese Geschichte ins Reich der Legenden zu verweisen ist oder einen wahren Kern enthält, lässt sich bis heute nicht rekonstruieren. Die einzige bis heute bekannte Quelle die diesen Fluch enthält, sind die Memoiren der vom Hof verbannten Memoiren der Gräfin Marie Larisch. Da mittlerweile bekannt ist, dass viele Erzählungen der Gräfin ihrer Phantasie entsprungen sind, ist auch diese eher mit Vorsicht zu genießen.
Egal ob wahr oder nicht: Tatsächlich hatten fast alle Geschwister ein bewegtes Leben und manche von ihnen sind auch auf tragische Weise zu Tode gekommen.
Von Kaiserin Elisabeth wissen wir ja bereits, dass sie 1898 durch einen Anarchisten ermordet wurde. Ihre jüngere Schwester Sophie, die Herzogin von Alençon, kam bereits im Mai 1897 ums Leben, als sie in Paris beim Brand des Bazar de la Charité in Paris noch versuchte, Personen aus den Flammen zu retten.4
Ihr ältester Bruder Ludwig, war der Vater der bereits erwähnten Gräfin Marie Larisch, die eine wichtige Vermittlungsrolle bei der sogenannten 'Affäre Mayerling' gespielt hatte, denn angeblich hatte sie ihren Cousin Rudolf mit Mary Vetsera bekannt gemacht und auch Treffen der Beiden organisiert.
Nachdem Marie Larisch vom Hof verbannt und von der Gesellschaft ausgegrenzt wurde, erging es auch ihren Eltern nicht besser, wodurch Ludwig sich immer mehr von der Familie abgrenzte.
Elisabeths ältere Schwester Helene war wie sie auch selber einmal bemerkte, wenig Glück im Leben beschieden. Zunächst wurde sie als mögliche Heiratskandidatin von Kaiser Franz Joseph abgelehnt und zog sich nach dieser Schmach bei ihren Eltern in Bayern zurück. Schließlich lernte sie den Prinzen Maximilian von Thurn und Taxis kennen und heiratete diesen. Nebenbei bemerkt: Eine der wenigen Liebesheiraten am Hof. Doch das Glück währte nicht sehr lange, denn Maximilian starb bereits mit 35 Jahren an einem schweren Nierenleiden. Insgesamt hatte das Paar vier Kinder, doch noch zu Lebzeiten Helenes starben davon zwei: Ihre Tochter Elisabeth und ihr Sohn Maximilian. Helene selbst starb bereits mit 56 Jahren an einem Unterleibsleiden.5
Warum Casanova bis heute noch in Schönbrunn sein Unwesen treiben soll und was eine weiße Gams mit dem Attentat von Sarajevo zu tun hat, erfahrt ihr in unserer Folge "Die Geisterfuhre".