Kaiserliche Bettgeschichten- Von Liebesschwüren und Leibesübungen Teil 1

Der Wunsch nach eheliche Treue blieb ein frommer, und auch im Hause Habsburg nur allzu oft unerfüllt. Selbst Pragmatiker wie Kaiser Joseph II. und Kaiser Franz Joseph nahmen es mit der Treue nicht so genau, und Maria Theresias Keuschheitskommission machte selbst auf ihren Ehemann wenig Eindruck. Geheime Liebschaften und wilde Affären zeichnen die lange Familiengeschichte Habsburgs ebenso aus wie brennende Szenen der Eifersucht. Und wenn eine Scheidung schon aufgrund des gesellschaftlichen Standes nur selten möglich war, so wusste man sich letztlich doch zu arrangieren. Höre/Lest hier die kuriosen Geschichten über Habsburgs Treiben in fremden Betten, über Liebe, Lust und kaiserliche Eifersucht.
Maria Theresia
Maria Theresia © ÖNB

Maria Theresia, ein großer Name, eine bedeutende Herrscherin. Gerne wird sie heute noch als „Mutter Österreichs“ oder „Schwiegermutter Europas“ dargestellt, die umringt von ihrer
Kinderschar ein Großreich regierte. Ihr Mann Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen spielt
politisch eine kleinere Rolle als sie, dennoch war ihre Liebe zu ihm wohl eine große Stütze.

Geboren wurde sie am 13. Mai 1717 als älteste Tochter Kaiser Karls VI. und Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel. Durch das Ausbleiben eines männlichen Erben wurde Maria Theresia zur Erbtochter. Der für sie auserwählte Ehemann, Franz Stephan von Lothringen wurde bereits für seine Rolle als Kaiser vorbereitet, doch als ihr Vater 1740 starb, folgte Maria Theresia ihm zwar nicht als Kaiserin, aber als Regentin. Formell Kaiser war später ihr Ehemann Franz I. Stephan, welchen sie im Jahr 1739 ehelichte. Die Ehe der beiden gilt als sehr harmonisch. Doch wie die große Mehrheit der adeligen Herren und Monarchen nahm Kaiser Franz I. Stephan es mit der Treue nicht ganz so genau. 

Seine außerehelichen Beziehungen konnte er in seinem, in der Wiener Innenstadt gelegenen, Privatpalais in der Wallnerstraße pflegen, welches über einen unterirdischen Gang verfügte, der gerüchtehalber direkt zu seinem Schlafgemach geführt haben soll. Neben „käuflichen“ Damen war Franz Stephan auch Damen der höheren Gesellschaft
nicht abgeneigt. Dazu gehörten sowohl die Ehefrau des Reichsvizekanzlers Gräfin Colloredo, als auch die Hofdame seiner Frau, Gräfin Pálffy. Ebenso soll die, zu Maria Theresias „Frauenzimmer“ angehörige, Maria Wilhelmina Josepha von Auersperg, geborene Neipperg ein Jahrzehnt die Geliebte des Kaisers gewesen sein. Es gab schon in damaliger Zeit Gerüchte, dass die 19-Jährige, dem über 30 Jahre älteren Kaiser sehr nah stand und klar ist, dass sie in den letzten zehn Lebensjahren Franz Stephans, seine häufige Begleiterin und enge Vertraute war. 1

Dass Maria Theresia sehr wohl informiert war, über die außerehelichen Beziehungen ihres
Mannes liegt nahe. Dennoch war es ihm scheinbar möglich einige Beziehungen geheim zu
halten, auch wenn diese nur noch über Briefverkehr bestanden. So beispielsweise ein
Verhältnis mit einer gewissen Beatrice de Ligneville, der Tochter des Herzogs von Mignano, aus Neapel, mit der er jahrelangen sehr intensiven Briefkontakt hatte. Angenommen werden kann auch, dass er uneheliche Kinder hatte. Diese Annahme wird unterstützt durch die Tatsache,dass er sich nicht nur regelmäßig über einen jungen Mann namens Franz d’Arbogars aus Florenz informierte und bedacht war, ihm eine gute Ausbildung zu ermöglichen, aber auch seiner Mutter, eine Frau namens Anna Franziska d’Arbogars 100 Gulden als jährliche Rente zahlte. 2 

Viel diskutiert wird auch die Eifersucht Maria Theresias, die gerne als ein Grund für die, von ihr gegründete, sogenannte „Keuschheitskommission“ herangenommen wird. Jene Kommission stellte Prostitution und Ehebruch unter Strafe. Besonders äußerst beliebte Maskenbälle, welche die Regentin in jungen Jahren selbst sehr gerne besuchte, wurden ihr in späteren Jahren ein besonderer Dorn im Auge, da diese besonders anfällig für etwaige Ausschweifungen wären. Als Strafe drohten beispielsweise Klosterhaft oder Kerker.

Nicht nur Bälle wurde zum Problem, auch italienische Sängerinnen und Tänzerinnen hatten es nicht leicht und wurde oftmals aufgrund des zweifelhaften Rufs der Stadt verwiesen, was laut dem allseits bekannten Casanova, als Ehre anzusehen wäre.
Viel Erfolg hatte sie mit ihrer Keuschheitskommission nicht, besonders, als es sich gegen
manch aristokratische Familie richtete. Was es ihr aber einbrachte war der Ruf sehr bigott zu sein. 3

Auch wenn Maria Theresia hart gegen die käufliche Liebe vorgegangen ist, war ihr ältester

Kaiser Joseph II.
Kaiser Joseph © ÖNB

Sohn, der spätere Joseph II. regelrecht ein Stammgast in den Bordellen Wiens. Joseph wurde nach nach dem Tod Franz I. Stephans im Jahr 1765 Mitregent seiner Mutter. Eine
Zusammenarbeit, die nicht immer leicht war, da sich beiden sehr voneinander unterschieden. Bekannt ist er bis heute hauptsächlich für seine Sparmaßnahmen, die sich in einer Begrenzung der Anzahl von Kerzen bei Begräbnissen und dem „Gemeindesarg“ äußerten.4

Jener Sarg, der auch „Sparsarg“ genannt wurde, bei dem es möglich war die Unterseite über dem offenen Grab aufzuklappen, was eine Wiederverwendung des Sarges ermöglichte. Er war mit diesen Neuerungen etwa so erfolgreich, wie seine Mutter mit ihrer „Keuschheitskommission“. Was er ebenfalls mit seiner Mutter gemeinsam hatte, war eine Ehe, die sich durch Liebe auszeichnete. Jedenfalls von seiner Seite. Im Jahr 1760 heiratete er Isabella von Parma, die er verehrte und bewunderte. Sie soll auch verliebt gewesen sein, nur nicht in Joseph, sondern vielmehr in seine Schwester Marie Christine.

Die beiden tauschten bereits vor der Hochzeit sehr herzliche Briefe aus, obwohl sie sich noch nie gesehen hatten. Dieser Briefwechsel sollte sich nach der Verehelichung nur noch mehr intensivieren. 

Isabella von Bourbon- Parma, Erzherzogin von Österreich
Isabella von Bourbon- Parma, Erzherzogin von Österreich

Während Isabella ihre Schwägerin „Mein Engel“, „Mein allerliebster Esel“, „Liebe Alte“ oder
„Geliebter Badewaschl“ nannte, war ihr Ehemann in ihren Briefen nur „der Erzherzog“. In
anderen Korrespondenzen liest man „Ich sterb aus lieb und umarme dich zärtlich“, „Ich küss dein erzenglisches Arschl“ oder „Ich kann sagen, dass es meine einzige Freude ist, wenn ich dich sehen und bei dir sein kann… ich kann die Unruhe nicht ertragen, ich kann an nichts anderes denken als die Liebe zu dir. Ich liebe dich wie eine Wahnsinnige, wenn ich nur wüsste,  weshalb…“. Bei diesen sehr eindeutigen Zeilen ist die Wahrscheinlichkeit, dass die beiden doch mehr als freundschaftliche Gefühle füreinander hatten, hoch.

Isabella verstarb, bereits nach drei Ehejahren, 1763 an den Pocken. Dass wir diese zärtlichen Bekundungen Isabellas an ihre „Mimi“ kennen, verdanken wir zum einen Marie Christine, aber  auch deren Mann, Albert von Sachsen-Teschen, der die Schriftstücke nach dem Tod seiner Frau aufbewahrte. Jene Briefe verließen Österreich im Jahr 1918 und gelangten in das Nationalarchiv in Budapest. 5

Obwohl Joseph nach dem Tod Isabellas untröstlich war, drängte seine Mutter ihn rasch wieder zu heiraten. Die Wahl fiel auf Josepha von Bayern, die er 1765 zur Frau nahm. So sehr er seine erste Frau liebte, so schlecht behandelte er seine Zweite. Er ging ihr so oft wie möglich aus dem Weg, und lies sogar den Balkon in Schloss Schönbrunn teilen, um sie nicht antreffen zu müssen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Ehe vollzogen wurde, gilt als äußert gering. Als sie zwei Jahre später, wie schon Isabella, an den Pocken erkrankte, war ihre Schwiegermutter, Maria Theresia an ihrer Seite. Joseph jedoch besuchte seine Ehefrau nicht, ebenso wenig war er nach ihrem Tod am 28. Mai 1767 bei der Bestattung anwesend.6

Oft anzutreffen war Joseph II. allerdings am Spittelberg, im heutigen siebten Wiener
Gemeindebezirk, welcher bekannt war für seine Bordelle. In einem dieser Etablissements,
welches heute ein Lokal ist, gibt es noch ein wenig ruhmreiches Überbleibsel von einem Besuch Josephs:

„Durch dieses Thor im Bogen kam Kaiser Josef II. geflogen.“ , kann man als Schriftzug über einem Durchgang heute noch dort lesen. Wenn man diesem Schriftzug Glauben schenkt, hat der Kaiser im Jahre 1778 wohl auch bei seinem Bordellbesuch sparen wollen.

Ein angeblicher uneheliche Sohn von Kaiser Joseph II. soll übrigens der berühmte Armeelieferant Joseph Gottfried Pargfrieder gewesen sein. Bekannt wurde er durch die Errichtung des Heldenbergs bei Kleinwetzdorf, die beiden Feldherrn Radetzky und Wimpfen begraben liegen und später auch er selbst. Die angebrachte Inschrift 'K.I.S.I.P.F.V.F.' in seiner Gruft lässt sich vermutlich wie folgt übersetzen: 'Kaiser Josephs Sohn, Joseph Pargfrieder, vivi fecit'. Wie viel Wahres in dieser Geschichte steckt, lässt sich aber leider nicht mehr eruieren.

Eine pikante Geschichte rund ums Haus Habsburg lautet wie folgt: Josepha Windischgraetz, verheiratet mit dem Grafen Joseph Niklas Windischgraetz, hatte angeblich ein Verhältnis mit Kaiser Joseph II. aber eben nicht nur mit ihm, sondern auch seinem Bruder Kaiser Leopold II. und erhielt später ein Denkmal in der Schottenkirche in Wien.

Marie Louise:

Maria Ludovika wurde 12. Dezember 1791 in Wien geboren. Ihre Eltern waren Kaiser Franz

Marie Louise von Österreich
Marie Louise von Österreich

 II./I. und Maria Theresia von Bourbon- Sizilien. Auf Drängen ihres Vaters wurde sie die zweite Ehefrau von Napoleon Bonaparte. Mit ihm hatte sie einen Sohn, Napoleon II., Herzog von Reichstadt. Sie selbst verabscheute ihren Mann, den sie auch den 'Antichrist' nannte und als dieser verbannt wurde, begleitete sie ihn nicht ins Exil, sondern kehrte gemeinsam mit ihrem Sohn zurück nach Wien. 

Sie begab sich danach auf Reisen und lernte in der Schweiz den Grafen Adam Adalbert Neipperg kennen und lieben, der im Krieg ein Auge verloren hatte und deshalb der "blinde Amor" genannt wurde. Beide waren zu diesem Zeitpunkt allerdings noch verheiratet. Sie bekamen mehrere Kinder und deren Geburtsdaten mussten lange vor dem Wiener Hof geheim gehalten werden, denn erst nach Napoleons Tod 1821 konnten die beiden heiraten. Ihre Kinder wurden zu Fürsten Montenuovo erhoben. 

Nach dem Tod ihres Mannes hatte sie verschiedene Affären und heiratete schließlich in dritter Ehe den Grafen Charles René de Bombelles.7

 


 

  • 1Maria Theresia, Die Kaiserin in ihrer Zeit, Stollberg-Rilinger
  • 2Maria Theresia, Die Kaiserin in ihrer Zeit, Stollberg-Rilinger
  • 3Maria Theresia, Die Kaiserin in ihrer Zeit, Stollberg-Rilinger
  • 4https://www.habsburger.net/de/objekte/der-sparsarg-ein-wieder-verwendba…
  • 5Skandalöse Amouren im Hause Habsburg, Henne Egghardt
  • 6Kaiserinnen Habsburgs, Sigrid Maria Gößing
  • 7Vocelka Karl, Heller Lynne, Die private Welt der Habsburger, Leben und Alltag einer Familie, 1999 Wien.