Die Hofburg

Unter KunsthistorikerInnen gilt die Wiener Hofburg als eines der ambitioniertesten Bauprojekte Europas. In ihren über 2000 Räumen manifestieren sich 600 Jahre habsburgische Existenz ebenso, wie die darauf folgenden Perioden österreichischer Zeitgeschichte. Begleite uns auf einem Streifzug durch die weiten Hallen und intimen Räume der kaiserlichen Residenz. Erfahre mehr über das Leben in einem der mächtigsten Gebäudekomplexe Europas.

Ein Blick auf die Wiener Hofburg 

Hofburg 1898
Die Hofburg im Jahr 1898 ©ÖNB

Kaiserin Elisabeth und Kaiser Franz Joseph haben lange Jahre in der Wiener Hofburg gewohnt und diese – wohl auch aus heutiger Sicht – geprägt. Nach wie vor sind die Wohn- und Amtsräume der kaiserlichen Appartements zu besichtigen, neben anderen Museen wie beispielsweise der Schatzkammer oder dem kunsthistorischen Museum. Die kulturelle Vielfalt in der Wiener Hofburg täuscht aber nicht darüber hinweg, dass große Teile des Komplexes der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind, und das aus unterschiedlichen Gründen. Zum einen zählt die Hofburg zum Regierungsviertel Österreichs, der Leopoldinische Trakt oder die ehemalige Staatskanzlei (heute Bundeskanzleramt) werden von der österreichischen Bundesregierung genutzt. Darüber hinaus beherbergt die Wiener Hofburg eine Vielzahl an privaten Organisationen. Dabei sind die Aufteilung und Nutzung der Räume meist historisch gewachsen und aus heutiger Sicht nicht immer ohne weiteres nachvollziehbar. Neben dem, heute teilweise museal genutzten Reichkanzleitrakt, welcher die Appartements Kaiser Franz Josephs beherbergt, sind als wichtigste Elemente der sogenannten alten Burg der Leopoldinische Trakt, sowie der Schweizer Trakt zu nennen. Letzterer beschreibt den ältesten Teil der großräumigen Anlage und reicht in seinen Ursprüngen bis in das 13. Jahrhundert zurück. Heute finden sich darin die Schatzkammer als eines der bestbesuchten Museen Wiens.1

Weit weniger bekannt ist hingegen der Umstand, dass sich im Schweizer Trakt über lange Zeit auch die Küchen der Burg befanden. Die deutliche Entfernung der Küchen zu den kaiserlichen Appartements war der Brandgefahr sowie der Geruchsbelästigung geschuldet. Man darf dem Ausspruch Kaiser Franz Josephs, sein kaiserliches Schicksal wäre es, lebenslang lauwarmes Essen serviert zu bekommen, somit durchaus Glauben schenken.  

Interessant gestaltet sich der Schweizer Trakt auch durch den Umstand, dass Kronprinz Rudolf seine privaten Gemächer hier eingerichtet hatte. Auch Mary Vetsera kam ihn hier besuchen.  Diese Räume sind allerdings nur zu einem kleinen Teil original erhalten und nicht öffentlich zugänglich.  

Auch der Leopoldinische Trakt, benannt nach Kaiser Leopold I., beherbergte im Laufe der Jahrhunderte unterschiedlichste Bewohner. Neben dem für diesen Trakt namensgebendem Kaiser sind vor allem Maria Theresia und Kaiser Joseph II. als berühmte Bewohner zu nennen. Der Leopoldinische Trakt galt für lange Zeit als prestigeträchtiger Wohn- und Residenztrakt Habsburgs und fungiert heute als Amtssitz des österreichischen Bundespräsidenten. Auch dieser Trakt ist daher nicht öffentlich zugänglich. 

Ballhaus
Ballhaus 1901 © ÖNB 

Als besonders prestigeträchtig darf vor allem jener Teil der Wiener Hofburg betrachtet werden, der raumgreifend im 19. Jahrhundert unter der Ägide Kaiser Franz Josephs errichtet wurde und unter dem Begriff „Neue Burg“ heute allgemein bekannt ist. Die Bauarbeiten dieses Teils der Habsburgerresidenz dürfen als überaus ambitioniert bezeichnet werden und umfassen den größten Residenzbau im 19. Und frühen 20. Jahrhundert in Europa. Neben dem Corps de Logie und des Zeremonienräumen umfasst die letzte Ausbauphase auch die Errichtung des Kunst- und Naturhistorischen Museums zur Aufnahme und Präsentation eines Teils der umfangreichen habsburgischen Sammlungen. Letztlich fügten sich die neuen Anbauten zum sogenannten Kaiserforum zusammen, fertiggestellt wurde dieses allerdings nie. Kaiser Franz Joseph verlor im fortgeschrittenen Alter zunehmend das Interesse an langfristigen Bauprojekten, Thronfolger Franz Ferdinand verlangte Abstriche und Umänderungen der Gesamtplanung. Auch die, durch den 1. Weltkrieg veränderte Wirtschaftslage mag bei dem nur schleppenden Fortgang des Bauvorhabens Rechnung getragen haben. In ihrer Gesamtheit ist die Wiener Hofburg letztlich ein Torso geblieben und mag so auch das Symbol für das Ende des imperialen Österreich stehen. 2

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    Burghauptmannschaft Österreich, bundespräsident.at 

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    Burghauptmannschaft Österreich