“Mein mehr als abgöttisch geliebtes, schönstes, einziges Weiberl”, schrieb Gustav Graf Chorinsky am 2. August 1867 in höchster Verzückung einer gewissen Julie Ebergenyi. “Meine kleine, allerliebste, erhabene Jützi! Du meine Gottheit! Mein alles in allem! Ich muss Dich bald heiraten. Bald müssen wir vor der Welt verehelicht sein. Du musst alles ermöglichen! Ich schwöre es Dir bei meiner Ehre als Edelmann und Offizier, ich muss und werde Dich heiraten, um auch der Welt zu zeigen, wie abgöttisch ich Dich liebe. Gott hat Dich mir als Schutzengerl gesendet. Ich schwöre Dir, dass ich für ewig bin nur dein, dich mehr als abgöttisch anbetender Mannerl. Dein ewig treuer Gustav."1
Zu jener Zeit, als das im Liebesdelir schwankende “Mannerl” diesen Brief zu Papier brachte, hatte sich besagtes Schutzengerl längst in einen Todesengel verwandelt, bereit, die lästig gewordene Mathilde Gräfin Chorinsky ein für allemal aus dem Leben zu befördern.
Schon kurz nach der Trauung im Jahre 1860 galt die Ehe des sanguinischen Grafen mit der ruhigen Schauspielerin Mathilde Rueff als gescheitert, Kenner der Materie wollten bereits in dem Umstand, dass Chorinsky die Trauringe am Tag der Hochzeit vergessen hatte, als böses Omen gewertet wissen. Es war wohl den Launen des flatterhaften, hoch nervösen Grafen zuzuschreiben, dass das eheliche Glück sich schon bald in abgrundtiefen Hass verkehren sollte, und Graf Chorinsky sinistre Pläne zur Beendigung seiner Ehe schmiedete.
Der Tod aus sicherer Entfernung mittels postalisch zugestellter vergifteter Pralinen hatte sich bei der Gattin nicht einstellen wollen. Also stieg am 20. November 1867 unter dem Namen Maria Baronin Vay eine überaus elegante Dame in dunkler Toilette im Münchner Hotel “Zu den vier Jahreszeiten” ab, bezog ein exquisites Zimmer und wünschte an jenem Tag nicht weiter gestört zu werden.
“Am Mittwoch des folgenden Tages, es war der 21. November, ruhte die Dame sehr lange; das Stubenmädchen Fanny Stuhlreiter, welche gegen 11 Uhr in das Zimmer trat, fand sie noch im Bette liegend und will an ihr eine auffallende Erregung bemerkt haben. Die Dame gab ziemlich unklare Weisungen und tändelte dabei mit Fingerringen, die auf der Bettdecke lagen. Sie ließ, als sie Toilette machte, das Waschnecessaire unberührt, brannte sich aber, was dem Mädchen besonders seltsam schien, eine Zigarre an, die sie aus einem sogenannten Schlickpfeifchen rauchte. Erst gegen Mittag hatte die junge Dame ihre Garderobe vollkommen in Stand gesetzt.”
Von besonderem Interesse für die spätere Gerichtsverhandlung sollte die Beschreibung der ebenso eleganten wie auffälligen Toilette werden, die dem Zimmermädchen ganz besonders in Erinnerung blieb:
“Sie trug ein schwarzes, mit weißer Seide ausgenähtes Kleid, eine Joppe von derselben Facon, einen schwarzen Astrachanpelz und ein dunkles Hütchen mit lilafarbenen Bändern garniert. Ihr
Schmuck war einfach, um nicht zu sagen apart. Er bestand in Ohrgehängen und Busennadel von schwarzem Email couvrirt mit weißen Totenköpfen.” 2
“Meine Götterjützi! Da fährst Du nach München, um mit dem Aas Mathilde aufzuräumen, doch es ist so kalt im November, und ich vergaß, Dir warme Wäsche zu empfehlen, für Deinen Götterleib”, fuhr Chorinsky mit gewohnter Inbrunst fort. In jenen kritischen Stunden des Mordens ließ ihn die Angst um seine Angebetete kein Auge zutun, sein überspanntes Wesen drängte ihn Brief um Brief an seine Jützi aufzusetzen, die er natürlich nie abschickte. Überhaupt schrieb der unstete Graf viel in jenen Tagen, sein Tagebuch füllte sich stetig mit den bekannten Liebesschwüren ebenso wie mit praktischen Ratschlägen zur Vergiftung seiner Frau. Mit Ausdrücken wie “Sau” oder “dummes Schwein”, die uns durch weitere schriftliche Bemerkungen Chorinskys erhalten geblieben sind, wird die Gedankenwelt des Grafen gegenüber seiner Gattin sichtbar. In einem Briefwechsel mit einem gewissen Baron Lopresti rät dieser Chorinsky, seine Frau wieder zu sich zu nehmen und das “eheliche Züchtigungsrecht in so entschiedener Weise zur Geltung zu bringen, dass die Frau mit Freuden in eine Scheidung willige”. 3
Auf diesen Vorschlag ging Chorinsky zwar nicht ein, ließ allerdings keine Gelegenheit aus, den Ruf seiner Frau Mathilde weiter zu schädigen. Baron Lopresti erzählte er, “er habe seine Frau als die Mätresse eines Kaufmanns heiraten müssen, weil dieser für ihn eine Wechselschuld einlöste; doch sei diese Ehe niemals physisch vollzogen worden; ferner sei seine Frau sehr lasterhaft, mit einer schrecklichen, syphilitischen Krankheit behaftet gewesen und habe seinem Namen Schande gemacht.” Wahlweise wurde auch Mathildes Mutter in Chorinskys Schilderungen zur Prostituierten gemacht, oder die Schauspielerei generell als Synonym für Prostitution bezogen auf Familie Reuff gedeutet.
Tatsächlich entstammte Mathilde Rueff einer finanziell gut abgesicherten Münchner Kaufmannsfamilie. Wilhelm Rueff gestattete sowohl seiner Tochter, als auch dem Sohn sich dem Theater zu widmen, besonders Mathilde aber zeigte Talent und erhielten gute Kritiken. Als Gustav Chorinsky in den späten 1850er Jahren von seinem Vater, der die Eskapaden seines Sohnes schon damals nur allzu gut kannte, überwachen ließ, tauchten in den Berichten bald auch der Name Rueff auf. Aber auch in diesen, keineswegs unkritisch gehaltenen Beschreibungen, wird Mathilde Rueff ein günstiges Zeugnis ausgestellt.
Im Zuge der gerichtlichen Voruntersuchung wurden auch Aussagen zu Chorinskys Geisteszustand gesammelt. Während der Graf seinen Dienst in der Armee zur allgemeinen Zufriedenheit seiner Vorgesetzten absolvierte und bei der Schlacht von Königgrätz 1866 sogar eine Auszeichnung wegen Tapferkeit erhielt, legte er beim Umgang mit Frauen ein höchst eigenwilliges, an Besessenheit und Wahnsinn grenzendes Verhalten an den Tag.
“Bei eifersüchtigen Szenen habe Gustaf sich Wunden beigebracht, bald mit den Fingernägeln, bald mit der Schere; einmal habe er sich mit einer Schere gestochen, sei niedergestürtzt und dann länger besinnungslos dagelegen”, beschrieb Marie Hotovy, eine ehemalige Geliebte Chorinskys, den Grafen. “Wenn ich ein kariertes oder geblümtes Kleid angehabt habe, so habe er, auch ohne
in Aufregung sich zu befinden, angefangen, den Anfang und Abschluss des Musters zu suchen, und die Zahl dieser Muster auf dem Kleide zu berechnen; ebenso habe er es mit dem Muster der Tapeten gemacht. Manchmal habe er mir auch Abschnitte seiner Nägel gebracht. Auf Befragen erklärte Gustav hierüber, dass Nägel Glück, Haare Unglück bedeuten.” Marie Hotovy sagte zudem aus, dass Chorinsky ihr häufig Briefe mit bis zu 24, eng beschriebenen Seiten schrieb und ganze “Pakete von Blumen” hinzugeben wollte, was bei der Postannahmestelle für Unmut sorgte. Auch ging er stundenlang vor dem Zimmer der Hotovy auf und ab, warf Blumen durch ihr Fenster und schickte ihr seinen Schnurrbart.4
Laut der Aussage eines gewissen Feldmarschall-Leutnants Marenzi “machte Chorinsky in Laibach die Bekanntschaft einer sehr hübschen, jungen Dame aus guter Familie, vor deren Fenster er nachts oft stundenlang mit einer Pistole auf und ab ging und sich zu erschießen drohte.”
Er forderte Schlafröcke, Schuhe und zumindest Teile der Kleider der angebeteten Damen, die er aufbewahren oder bei sich tragen wollte, verfiel bei weiblichem Widerstand jeglicher Art zeitweise in nervöse Zuckungen und galt als allgemein leicht reizbar.
Gustavs Bruder Heinrich beschrieb Chorinsky als “höchst exzentrisch, besonders im Geschlechtsverkehr. Es war nicht so, dass er es mit Vielen zu tun gehabt hätte, sondern er lebte immer nur mit Einer zusammen und war dabei maßlos und ungemein eifersüchtig.”
Ähnlich wie Chorinsky zeige aber auch Julie kaum Hemmungen, wenn es darum ging, ihre Pläne zu verwirklichen. Julie Ebergenyi von Telekes, wie das zuletzt angebetete Wesen mit vollem Namen hieß, stammte ursprünglich aus Szecseny in Ungarn, war in soliden Verhältnissen aufgewachsen und hatte in der Wiener Glemmerwelt rasch den Boden unter den Füßen verloren. Männliche Gunstbeweise aller Art ebneten der schwarzhaarigen Schönheit ohne adelige Wurzeln den Weg in eine Gesellschaft der Reichen und Schönen, die brodelnde Kaiserstadt bot nur allzu rasch Gelegenheit, selbst zur Verführung zu werden.
In der späteren Gerichtsverhandlung gegen Julie Ebergenyi, die am 23 April 1868 in Wien ihren Anfang nahm, traten einige Details zum Lebenswandel der Angeklagten ans Licht, die das gesellschaftliche Interesse an dem pikanten Fall nur noch verstärkten:
“Sie hatten ein Zimmer bei Frau Klara Steinlechner in Wien gemietet. Was hat Sie bestimmt, diese Wohnung zu verlassen?", fragte der Vorsitzende im Zuge der Einvernahme Ebergenyis.
“Es wurde mir gekündigt.”
“Und zwar aus dem Grunde, weil die häufigen Besuche der Männer und zwar zu jeder Stunde des Tages ihr unangenehm waren und ihren Ruf bedrohten”, setzte der Richter nach.
“Das ist Verleumdung", kam es trotzig von der Anklagebank.
“Seit wann kennen Sie den Grafen Gustav Chorinsky?”
“Seit 6. Mai 1867.”
“Wo haben Sie ihn kennengelernt?”
“Zufällig in einer Gesellschaft.”
“Hat Sie der Graf Chorinsky bald darauf besucht?”
“Schon in den nächsten Tagen.”
“Wann wurde die Beziehung inniger?”
“Einige Tage danach.”5
Von den einst so guten Vorsätzen war jedenfalls schon bald nichts mehr geblieben - was das hoffnungsvolle Töchterchen in Wien so trieb, ahnte daheim in Ungarn niemand. Julie unterhielt schon bald eine veritable Anzahl pikanter Verhältnisse in der Kaiserstadt. Im Jahre 1866 beispielsweise visierte die "Götterjützi" eine finanzielle Zuwendung von 12000 Gulden an, allein Paul Ritter von Scarpa, ein Rentier, der die Dinge etwas nüchterner sah als der emotional ewig derangierte Chorinsky, speiste seine Bekanntschaft mit 2400 Gulden (knapp 39000 Euro) ab.
“Ein Elegant, von der zärtlichen Partisane nicht selten durch ein tete a tete beglückt, war Baron Arbter, der keinen Anstand nimmt, in diskreten Andeutungen die Erfolge zuzugestehen, die er im lauschigen Boudoir hinter einer Batterie Champagnerflaschen mit silber blinkenden Korken erzielte", erzählt uns ein Bewahrer des Kriminalfalls Ebergenyi in einer Denkschrift von 1868. Der ewig eifersüchtige Graf Chorinsky musste zähneknirschend zur Kenntnis nehmen, dass der “Götterleib” seiner Verlobten auch anderen Herren in schneidiger Uniform aufgefallen war. So verzehrte sich der Graf in steter Eifersucht und reagierte höchst sensibel auf vermeintliche oder tatsächliche Verehrer seiner Geliebten.
In jenen schicksalhaften Novembertagen allerdings war sein gesamtes Streben ausschließlich auf das Wohlergehen Julies ausgerichtet, die ihr Opfer derweil geschickt in eine Mischung aus Vertrauen und Leutseligkeit einsponn. Man nahm gemeinsam das Dejeuner, begleitete einander auf Spaziergängen, plante den Besuch des berühmten Münchner Theaters. Dazu allerdings sollte es nicht mehr kommen.
“Der Anblick, der sich bot, war erschütternd. Die Gräfin Mathilde Chorinsky lag entseelt am Boden, zwischen dem Tische und dem Diwan, auf der rechten Seite, das Haupt etwas gegen die Brust geneigt. Aus der Mundhöhle war Blut und schleimige Flüssigkeit auf die Diele geflossen. Die Leiche war erstarrt, die Haut zeigte zahlreiche Totenflecken; Spuren einer äußerlichen Gewaltanwendung waren nicht ersichtlich.” 6
Der Fall Ebergenyi entwickelte sich schon aufgrund der adligen Protagonisten rasch zu einem der berühmtesten Kriminalfälle der 19. Jahrhunderts in Österreich. Mord und Totschlag, Gewaltverbrechen aus niederen Beweggründen, wurden traditionell den untersten Schichten zugeschoben. Ein kalter Mord aus Berechnung und Gier in adeligen Kreisen galt hingegen als Sensation, die genüsslich ausgeschlachtet wurde.
“Der Tisch war gedeckt, Man fand einen Bierkrug mit ungefähr einer Maß brauner Flüssigkeit, ein Fläschchen mit Rum, drei Wassergläser, deren eines kelchartig war, ein Körbchen mit Äpfeln, drei Teller Brot, Backwerk, Milch, eine Dose mit Zucker, Teeseiher, einen Teller mit Schinken und Wurst, daneben abgezogene Wursthäute, eine Tasse, mutmaßlich mit Tee halb gefüllt, ohne Milch, und zwar an der linken Seite, wo die fremde Dame saß; eine zweite zu einem Viertel voll, und zwar an der rechten Seite, wo die Gräfin Mathilde Chorinsky am 21. November bei dem Goute während der kurzen Abwesenheit der Quartierfrau Eliese Hartmann und wahrscheinlich noch im Beisein der fremden Dame vom Tode ereilt wurde.” 7
Neben dieser minutiösen Schilderung des Tatorts wurde als besonders wichtig erachtet, dass die Kerzen nicht herabgebrannt sondern gelöscht worden waren, die Türe zur Wohnung verschlossen, der Schlüssel abgezogen und der Teelöffel samt Teeblättern verschwunden waren. Nach genauerer Untersuchung fiel zudem auf, dass die kleinen Schlüssel zu den Schubladen der Kommode ebenfalls unauffindbar blieben. Nachdem sich in eben jenen Laden nach dem Aufbrechen diverse Wertgegenstände fanden, ein beeindruckendes Konvolut an Schmuck, sowie Bargeld, und die goldene Uhr immer noch am Handgelenk der Gräfin saß, konnte von einem Raubmord rasch Abstand genommen werden.
Gustav Chorinsky, der in Wien behördlich vom Tod seiner Ehefrau informiert worden war, reiste zusammen mit seinem Vater offiziell nach München, um die entsprechenden Formalitäten zu erledigen. Dabei allerdings benahm er sich dermaßen pietätlos gegenüber seiner verstorbenen Gattin, dass die Münchner Behörden stutzig wurden. Auch der Umstand, dass Chorinsky bei der Behörde noch kurz vor dem Ableben Mathildes nach ihrer aktuellen Wohnadresse hatte fragen lassen, wirkte wenig vertrauensbildend auf die Polizei, zumal ein toxikologisches Gutachten im Magen der Leiche Blausäure eindeutig in tödlicher Konzentration nachweisen konnte. Als im Portemonnaie des inzwischen laut protestierenden Grafen auch noch Bilder jener geheimnisvollen Dame gefunden wurden, die kurz zuvor im Hotel zu den vier Jahreszeiten logiert hatte, schnappte die Falle zu.
Im Laufe des Jahres 1868 wurden zwei Gerichtsprozesse mit Anklagen auf Mord geführt, einer in Wien, der andere in München. Julie Ebergenyis Prozess machte in Wien den Auftakt und dominierte im April des Jahres rasch die Schlagzeilen. Nachdem die Angeklagte in der Voruntersuchung im Jänner zugegeben hatte, Gräfin Mathilde Chorinsky durch Zyankali vergiftet zu haben, widerrief sie in den darauffolgenden Wochen bis Prozessbeginn und konstruierte eine ebenso komplexe wie widersprüchliche Geschichte, die im Kern eine unauffindbare, weitere Person als Täterin präsentierte. Nachdem das Gericht die Identität jener Baronin Vay aufgrund diverser Briefe, handschriftlicher Vergleiche und widersprüchlicher Aussagen Ebergenyis und Chorinskys schnell als die der Ebergeny selbst entlarven konnte, kam eine weitere, geheimnisvolle Frau Horvath ins Spiel, die als Mörderin und Strippenzieherin der ganzen Sache gelten sollte. Große Teile der Gerichtsverhandlung beschäftigten sich nun damit, der Angeklagten die offensichtlichen Widersprüche ihrer Aussage vor Augen zu halten. Selbst der Umstand, dass in
Julies Wohnung Teile des besagten Teeservices, sowie einige wenige Schmuckstücke Mathildes und sogar Reste von Zyankali gefunden wurden, wälzte die junge Frau auf jene geheimnisvolle Horvath ab, die trotz umfangreicher gerichtlicher Bemühungen in ganz Ungarn nicht aufgestöbert werden konnte.
Nach einem aufsehenerregenden Prozess mit einer Vielzahl von Zeugenaussagen wurde Julie Ebergenyi am 25. April 1868 schuldig vesprochen:
“Im Namen seiner Majestät des Kaisers hat das k.k. Landesgericht Wien zu Recht erkannt:
Julie Ebergenyi von Telekes ist des vollbrachten Meuchelmords als unmittelbare Täterin schuldig und wird zur Strafe des schweren Kerkers in der Dauer von zwanzig Jahren verurteilt. Diese Strafe wird mit einer Woche Einzelhaft am Schlusse eines jeden Strafjahres verschärft. Die Angeklagte wird für das Geltungsgebiet dieses österreichischen Strafgesetzes des Adels verlustig erklärt und ist schuldig, die Kosten des Strafverfahrens zu tragen.”8
Nach knapp fünfjähriger Haft wurde Julie Ebergenyi 1873 eines von vielen Opfern der großen Choleraepidemie. Zu jenem Zeitpunkt war von der vornehmen Stiftsdame, von der heißblütigen Verführerin, längst nichts mehr geblieben. Julie starb im einunddreißigsten Lebensjahr geistig und körperlich verfallen.